Mittwoch, 20. November 2013

Sanatorium

Bei einem Ausflug nach Unterfranken bin ich auf ein sehr interessantes Gebäude gestoßen mit einer noch interessanteren Geschichte.
Dieses mal handelt es sich um ein ehemaliges Sanatorium.

1906 erbaut von einem jüdischen Arzt aus Berlin diente es zunächst als Heilanstalt für innere Erkrankungen und Diätkuren.
1912 erfolgte eine Erweiterung des Gebäudes, wegen der starken Nachfrage.
Während des ersten Weltkriegs diente das Haus dann zwischenzeitlich als Lazarett, danach wurde es wieder als Sanatorium genutzt,
Nach der Machtergreifung Hitlers musste der Besitzer bereits 1935 nach Amerika auswandern, aus Angst vor Verfolgung durch die Nazis (wegen seiner Religion), das Haus wurde trotzdem bis 1943 weiter betrieben.
Während dem 2. Weltkrieg diente es dann als Flüchtlingsheim, danach kam es unter treuhänderische Verwaltung.
Erst 1955 wurde es von einem neuen Betreiber übernommen und erweitert
Es wurde bis 1978 betrieben, danach hat es der Eigentümer wegen einer "Umstrukturierung" aufgegeben.

Seitdem steht das Haus, welches mitten in einem Kurviertel liegt leer.
Zwar wurde mehrfach versucht es neu zu nutzen, doch alle Bauvorhaben scheiterten an der Finanzierung und der sogenannten "Kurzonensatzung" dieser Stadt.
Diese schreibt vor, dass Gebäude in dem Areal in dem das Sanatorium steht ausschließlich zu Kurzwecken genutzt werden dürfen, d.h. eine Nutzung als Wohnhaus, Altenheim etc. ist nicht möglich.
Zudem steht das Jugendstilgebäude natürlich unter Denkmalschutz, was eine Sanierung noch komplizierter und kostspieliger macht.
Alle potenziellen Interessenten wurden dadurch abgeschreckt.

Da sich die letzten 35 Jahre wohl auch niemand mehr um die Pflege des Gartens und des Gehsteigs gekümmert hat ist ringsherum alles mit Bäumen bewachsen und Fußgängern bleibt nichts anders übrig, als die Straßenseite zu wechseln.

2012 wurde vom Stadtrat dieser Kleinstadt beschlossen, dass das mittlerweile stark baufällige Gebäude trotz Denkmalschutz abgerissen werden darf, jedoch unter der Voraussetzung eines Neubaus.
Bisher hat sich noch kein neuer Investor gefunden und scheinbar ist auch keiner in Sicht, das heißt das Sanatorium steht immer noch an seinem Platz und wird wohl auch noch die nächsten Jahre weiter verfallen.




Dienstag, 19. November 2013

Schwarzes Haus

Seit etwa 2 Jahren fahre ich jeden morgen an der S-Bahn Station Ostring vorbei.
Anfangs ist mir immer nur ein sehr verwuchertes Haus aufgefallen, darüber war ich allerdings wenig verwundert.
Erst viel später (als ein Gebäude direkt neben der S-Bahn Station abgerissen wurde, hatte man wirklich die freie Sicht auf das oben genannte Gebäude.
Unschwer zu erkennen, aus dem hinteren Teil des Hauses wächst durchs Dach ein Baum.
Fazit: da wohnt wohl schon seit längerer Zeit niemand mehr.
Viel mehr verwundert war ich auch darüber, dass das Haus mit dem die "Bruchbude" zusammengebaut ist auf den ersten Blick ganz gut in Schuss ist.
Irgendwann kam es mir dann auch seltsam vor, dass mitten in Nürnberger, quasi direkt neben dem Hauptgebäude der Nürnberger Versicherung ein Gebäude so vor sich hin verrottet, schließlich müsste doch das Grundstück alleine einen relativ hohen Wert haben.
Naja und so wie das eben ist wenn man jeden Tag an etwas vorbeifährt, irgendwann hört man auf sich zu wundern.

Erst vor ein paar Monaten las ich dann zufällig im Internet von einem "Geisterhaus" in Nürnberg.
Als ich dann versucht habe herauszufinden wo das ist war ich schon ein bisschen überrascht, dass ich dieses Haus schon so lange jeden Tag gesehen habe, ohne zu wissen was es eigentlich ist.
Auf diversen Internetseiten finden sich interessante Bilder z.B. hier ein Artikel aus den Nürnberger Nachrichten aus dem Jahr 2008, kurz nachdem die Bewohner verstorben waren und eine Versteigerung ihrer Habseligkeiten stattfand.

Aber jetzt erst einmal zur Vorgeschichte.
Ursprünglich lebte wohl jahrzehntelang ein Ehepaar in dem Haus, das gerne reiste, gerne Andenken von diesen Reisen mitbrachte, ziemlich religiös war und einen sagen wir ausgefallenen Kunstgeschmack hatte.
Früher war das eigentliche Gebäude wohl von hohen Büschen umgeben, es gab ein großes eisernes Eingangstor und alles war mit Kreuzen und anderen christlichen Symbolen dekoriert.
Einige User in diversen Foren berichteten auch von leuchtenden Augenpaaren, die bei Nacht aus dem Gebüsch starrten.
Oftmals war die Rede davon, dass Menschen Angst hatten an diesem Anwesen vorbei zu gehen, daher auch der Name "Geisterhaus" oder "Schwarzes Haus" im Volksmund.

Im Jahr 2008 sind wohl beide Bewohner verstorben.
Danach wurde das mysteriöse "Schwarze Haus" der Öffentlichkeit zugänglich.
Sämtlichte Einrichtungsgegenstände wurde versteigert, zu dieser Versteigerung waren laut Schätzungen ca. 300 Personen anwesend (fragt mich jetzt bitte nicht mehr wo ich das genau gelesen habe, ich würde meine Hand nicht für diese Zahl ins Feuer legen, da ich selbst nicht dabei gewesen bin).
Seitdem steht es leer.
Der Ursprüngliche Plan war ein Abriss, zusammen mit dem Nachbargebäude zusammen und die Erstellung eines Neubaus.
Wenn man direkt vor dem Nachbargebäude steht, sieht man auch dort die kaputten/fehlenden Fenster, insgesamt wirkt es jedoch noch sehr Bewohnbar, die letzte Renovierung kann noch gar nicht allzu lange her gewesen sein.
Leider kam es wohl nie zur Baugenehmigung für das neue Vorhaben, deswegen rotten jetzt beide Gebäude vor sich hin.
 
Hier ein Foto vom September 2013.
Durch den Bauzaun würde man sicher leicht ins innere gelangen, allerdings hätte ich aufgrund der offensichtlichen Baufälligkeit starke Bedenken das Gebäude zu betreten aus Angst, dass einem die Decke auf den Kopf fällt.
Da die komplette Einrichtung nicht mehr vorhanden ist, wird es wohl ohnehin nicht mehr viel zu sehen geben.
Zumal es ja bereits einige offizielle Fotos im Internet gibt, die mit Sicherheit professioneller sind als die von meiner Handycam.
Hätte auch gerne ein paar mehr Fotos von außen gemacht, allerdings stand an diesem Tag ein Nachbar am Fenster und hat mich beobachtet, das war mir dann doch leicht unangenehm ;)
 
Seit kurzem fehlen beim Nachbargebäude sowohl vorne, als auch hinten im Dach mittig mehrere Ziegel.
Fragt sich ob es sich dabei um Vandalismus handelt, oder möchte da etwa jemand den Verfall beschleunigen, jetzt wo der böse, kalte Winter kommt.
Naja, aber so etwas möchte ich natürlich niemandem unterstellen.
 
Alles in allem ein sehr interessantes Thema, hätte die beiden Hausbewohner ja sehr gerne mal kennengelernt (aber zu spät ist wohl zu spät) und ein bisschen über ihre Hintergründe zu diesem "Einrichtungsstil" ausgefragt.
 
Was mich ein bisschen wundert ist, wie ein Gebäude in nur 5 Jahren so extrem stark verfallen kann, für außenstehende wie mich sieht es so aus, als ob es schon 10, 15 oder gar 20 Jahre unbewohnt ist, gerade mit dem kaputten Dach aus dem die Pflanzen wachsen (so ein großer Baum/Busch wächst doch nicht in so kurzer Zeit)...
Vielleicht ist da ja doch mehr Magie im Spiel als angenommen.

Sonntag, 17. November 2013

Parkhaus

Im Sommer habe ich mich mal in einem etwas anderen Nürnberger Parkhaus umgesehen.
Es gehörte früher zu einem großen Kaufhaus.
Dies wurde jedoch vor ungefähr 1,5 Jahren geschlossen.
Seitdem sind die obersten Stockwerke abgesperrt und für den Autoverkehr nicht mehr zugänglich, sehr gut an der dicken Staubschicht zu erkennen, die sich mittlerweile überall angesammelt hat.
In den unteren Stockwerken kann noch geparkt werden, daher ist wohl auch im geschlossenen Bereich die Beleuchtung immer an.
Insgesamt ein relativ unangenehmer Ort, vor allem im Treppenhaus stinkt es bestialisch nach Urin und ziemlich hässliche Graffitis sind an den Wänden.
(Anmerkung: mit Treppenhaus meine ich das kleinere Seitentreppenhaus und nicht das große "pompöse" Treppenhaus durch das der Normalo dieses Parkhaus betritt)
Im ehemaligen Parkbereich sieht es nicht besser aus, in den Ecken liegt Müll, an einigen Stellen liegt sehr, sehr viel Taubenkot und in der Decke hört man die Ratten umherlaufen.
Auf den Fotos gut zu erkennen sind auch diverse Stellen an denen das Wasser durch die Decke in das Parkhaus eintritt.
Scheinbar gibt es auch Menschen die diesen Ort ziemlich antörnend finden, zumindest habe ich auf dem Boden 2 benutzte Kondome gesehen.
Ursprünglich bin ich übrigens dort gewesen, weil ich dachte vom obersten Stockwerk aus hat man eine ganz gute Sicht über die Stadt.
Leider ist das Parkhaus dafür aber dann doch nicht hoch genug und zudem sind die Glasverblendungen die das Parkhaus rund herum hat nicht wirklich durchsichtig, d.h. man sieht nicht viel.
Trotzdem eine interessante Erfahrung =)













Freitag, 8. November 2013

Kongresshalle

Am Tag des offenen Denkmals 2013 hatte ich die einmalige Gelegenheit an einer Besichtigung der ansonsten geschlossenen Kongresshalle teilzunehmen. Trotz dem riesigen Ansturm und zwei Stunden anstehen hat es sich aber gelohnt.
 
Gebaut wurde es auf dem Areal des sogenannten Reichsparteitagsgeländes im Südosten von Nürnberg. Für alle Nicht-Nürnberger, es sieht aus wie ein riesiges Kolosseum und ist der größte monumentale nationalsozialistische Bau in Deutschland. Ursprünglich sollte es ein Kongresszentrum für die NSDAP werden mit ca. 50.000 Plätzen. Grundsteinlegung war 1935, jedoch kam es nie zur Vollendung. Es fehlen das letzte Stockwerk, sowie das freitragende Dach. Mittlerweile geht man davon aus, dass dies ohnehin nicht gehalten hätte, des weiteren gibt es wilde Theorien wie z.B. dass der Schweiß von so vielen Menschen sich als Wolke unter dem Dach gesammelt hätte, aber das wird wohl für immer eine Spekulation bleiben.
 
Teile der Kongresshalle werden für das Doku-Zentrum, sowie die Nürnberg Symphoniker genutzt, die weiten langen Gänge stehen jedoch leer und sind normalerweise nicht für Zuschauer zugänglich.
Früher wurden sie teilweise als Lagerräume für die Firma Quelle genutzt.


Im oberen Stockwerk befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man einen tollen Blick über die ganze Stadt hat.
 
Wer genaueres wissen möchte einfach mal Kongresshalle googeln ;)