Dienstag, 19. November 2013

Schwarzes Haus

Seit etwa 2 Jahren fahre ich jeden morgen an der S-Bahn Station Ostring vorbei.
Anfangs ist mir immer nur ein sehr verwuchertes Haus aufgefallen, darüber war ich allerdings wenig verwundert.
Erst viel später (als ein Gebäude direkt neben der S-Bahn Station abgerissen wurde, hatte man wirklich die freie Sicht auf das oben genannte Gebäude.
Unschwer zu erkennen, aus dem hinteren Teil des Hauses wächst durchs Dach ein Baum.
Fazit: da wohnt wohl schon seit längerer Zeit niemand mehr.
Viel mehr verwundert war ich auch darüber, dass das Haus mit dem die "Bruchbude" zusammengebaut ist auf den ersten Blick ganz gut in Schuss ist.
Irgendwann kam es mir dann auch seltsam vor, dass mitten in Nürnberger, quasi direkt neben dem Hauptgebäude der Nürnberger Versicherung ein Gebäude so vor sich hin verrottet, schließlich müsste doch das Grundstück alleine einen relativ hohen Wert haben.
Naja und so wie das eben ist wenn man jeden Tag an etwas vorbeifährt, irgendwann hört man auf sich zu wundern.

Erst vor ein paar Monaten las ich dann zufällig im Internet von einem "Geisterhaus" in Nürnberg.
Als ich dann versucht habe herauszufinden wo das ist war ich schon ein bisschen überrascht, dass ich dieses Haus schon so lange jeden Tag gesehen habe, ohne zu wissen was es eigentlich ist.
Auf diversen Internetseiten finden sich interessante Bilder z.B. hier ein Artikel aus den Nürnberger Nachrichten aus dem Jahr 2008, kurz nachdem die Bewohner verstorben waren und eine Versteigerung ihrer Habseligkeiten stattfand.

Aber jetzt erst einmal zur Vorgeschichte.
Ursprünglich lebte wohl jahrzehntelang ein Ehepaar in dem Haus, das gerne reiste, gerne Andenken von diesen Reisen mitbrachte, ziemlich religiös war und einen sagen wir ausgefallenen Kunstgeschmack hatte.
Früher war das eigentliche Gebäude wohl von hohen Büschen umgeben, es gab ein großes eisernes Eingangstor und alles war mit Kreuzen und anderen christlichen Symbolen dekoriert.
Einige User in diversen Foren berichteten auch von leuchtenden Augenpaaren, die bei Nacht aus dem Gebüsch starrten.
Oftmals war die Rede davon, dass Menschen Angst hatten an diesem Anwesen vorbei zu gehen, daher auch der Name "Geisterhaus" oder "Schwarzes Haus" im Volksmund.

Im Jahr 2008 sind wohl beide Bewohner verstorben.
Danach wurde das mysteriöse "Schwarze Haus" der Öffentlichkeit zugänglich.
Sämtlichte Einrichtungsgegenstände wurde versteigert, zu dieser Versteigerung waren laut Schätzungen ca. 300 Personen anwesend (fragt mich jetzt bitte nicht mehr wo ich das genau gelesen habe, ich würde meine Hand nicht für diese Zahl ins Feuer legen, da ich selbst nicht dabei gewesen bin).
Seitdem steht es leer.
Der Ursprüngliche Plan war ein Abriss, zusammen mit dem Nachbargebäude zusammen und die Erstellung eines Neubaus.
Wenn man direkt vor dem Nachbargebäude steht, sieht man auch dort die kaputten/fehlenden Fenster, insgesamt wirkt es jedoch noch sehr Bewohnbar, die letzte Renovierung kann noch gar nicht allzu lange her gewesen sein.
Leider kam es wohl nie zur Baugenehmigung für das neue Vorhaben, deswegen rotten jetzt beide Gebäude vor sich hin.
 
Hier ein Foto vom September 2013.
Durch den Bauzaun würde man sicher leicht ins innere gelangen, allerdings hätte ich aufgrund der offensichtlichen Baufälligkeit starke Bedenken das Gebäude zu betreten aus Angst, dass einem die Decke auf den Kopf fällt.
Da die komplette Einrichtung nicht mehr vorhanden ist, wird es wohl ohnehin nicht mehr viel zu sehen geben.
Zumal es ja bereits einige offizielle Fotos im Internet gibt, die mit Sicherheit professioneller sind als die von meiner Handycam.
Hätte auch gerne ein paar mehr Fotos von außen gemacht, allerdings stand an diesem Tag ein Nachbar am Fenster und hat mich beobachtet, das war mir dann doch leicht unangenehm ;)
 
Seit kurzem fehlen beim Nachbargebäude sowohl vorne, als auch hinten im Dach mittig mehrere Ziegel.
Fragt sich ob es sich dabei um Vandalismus handelt, oder möchte da etwa jemand den Verfall beschleunigen, jetzt wo der böse, kalte Winter kommt.
Naja, aber so etwas möchte ich natürlich niemandem unterstellen.
 
Alles in allem ein sehr interessantes Thema, hätte die beiden Hausbewohner ja sehr gerne mal kennengelernt (aber zu spät ist wohl zu spät) und ein bisschen über ihre Hintergründe zu diesem "Einrichtungsstil" ausgefragt.
 
Was mich ein bisschen wundert ist, wie ein Gebäude in nur 5 Jahren so extrem stark verfallen kann, für außenstehende wie mich sieht es so aus, als ob es schon 10, 15 oder gar 20 Jahre unbewohnt ist, gerade mit dem kaputten Dach aus dem die Pflanzen wachsen (so ein großer Baum/Busch wächst doch nicht in so kurzer Zeit)...
Vielleicht ist da ja doch mehr Magie im Spiel als angenommen.

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